Bio

Caro Josée's Band

“Geradeaus ist nicht immer der kürzeste Weg” – so hat ein Biograf notiert, wie er Caro Josée Tollenaar sieht. Ein Weg, der die zierliche Hamburger Sängerin in den 70er- und 80er-Jahren von “Onkel Pö’s Carnegie Hall” über Platten, Zeitschriften-Cover, in Studios nach London und Kalifornien führte. Ein Weg mit Fußangeln und Fallgruben. Dem Musikbusiness hat sie später zeitweise den Rücken gekehrt, hat eine Familie gegründet, Kinder großgezogen.

Mit “Turning Point”, erschienen bei Skip Records, ist ihr 2012 eine jener Jazz-CDs gelungen, die klingen, als seien sie immer da gewesen. Wunderbare Songs, die sich anhören, als hätten sie einen das halbe Leben lang durch alle Höhen und Tiefen begleitet. Musik, die sich aus den Risiken und Nebenwirkungen eines solchen Lebens auf der Achterbahn speist.

Zur Welt gekommen ist “Caro Josée Tollenaar, Künstlername „Caro Josée“ 1958 in Gießen als Tochter eines holländischen Dolmetschers und einer deutschen Finanzbeamtin. „Mein Vater spielte aber auch in den Clubs Banjo, Gitarre, oder Akkordeon, durch ihn kam die Musik in unsere Wohnung, dort wurde geprobt – von den Musikern kannte man oft nur den Vornamen.”

Patsy Cline, Ray Charles, Van Morrison, das waren meine Lehrer

Sie hat sich ihre unverstellte, fast naive Stimme bis heute bewahrt. Ihr Konservatorium war das Radio – zum Beispiel auf der Ranch ihrer 18 Jahre älteren Halbschwester in Archer City/Texas, wo sie die Schule besuchte. „Stunden lang hörten wir Radio; Patsy Cline, Ray Charles, Van Morrison, das waren meine Lehrer“. Und so kam es, dass sie mit ihrer Gitarre auf einem Zaun, ihre ersten eigenen Songs schrieb.

Sie beendete ihre Schulzeit auf der Archer City High und flog zurück zu ihren Eltern nach Deutschland, wo sie in Gießen auf den Geiger Lonzo Westphal traf. Er und seine Band kamen nach deren Konzert in den kleinen Gießener Jazz Club „Domizil“ , wo auch Caro, gemeinsam mit ihrem Vater, an diesem Abend einen kurzen Auftritt hatte. Lonzo überredete Caro mit nach Hamburg zu kommen, denn Ende der 70er war Hamburg zu dieser Zeit die Stadt der Musik und so verließ sie Gießen noch in jener Nacht.

Bald sang die Elfe mit der bemerkenswerten Stimme in der Hausband des legendären Onkel Pö, unter anderem mit Peter Urban und Abi Wallenstein. Sie jammte mit den Großen, die dort auftraten. Caro, kaum 20, erhielt 1977 ihren ersten Plattenvertrag und auch prompt den Deutschen Schallplattenpreis. Sie zierte mit ihren Kolleginnen das “Stern”- Cover und hatte allmählich auch den Segen der Eltern.

Die Platte verkauften sich, bald hatte sie eine eigene nettere Wohnung – und die Zumutungen des Musikbusiness am Hals. Man gab ihr auskömmliche Plattenverträge, wollte sie dafür aber in den Mainstream zurechtformatieren, sie sollte auf Deutsch singen, was sie aber nie tat.

1980 – Wanderlust war in allen Ohren

© Amos Schliak & Toni Petersen

1980 folgte das zweite Album, das sie in Frankfurt aufnahm. Die ausgekoppelte Single „Wanderlust“ war zwar in aller Ohren, aber ein Deutscher Künstler, der in Zeiten der Deutschen neuen Welle nicht in seiner Sprache singt, wollte niemand mehr. Nach der Trennung ihrer ersten großen Liebe wechselte sie nach Frankfurt,- “Höchststrafe für jemanden aus Hamburg.”

1982 folgte eine dritte Produktion und man schickte das sture Kind zu Nick Tauber, in das Marquee Studio in London. „The Boy Is Mine”, wurde ihre letzte WEA Produktion, aber sie bekam die Album Rechte weltweit (mit Ausnahme von Deutschland, Österreich und Schweiz).

Gänzlich unzufrieden mit dem Londoner Resultat, verkaufte sie „The Boy Is Mine“ dem Label „Rocshire Records“ in Anaheim. So flog man mit den vierundzwanzig Spur Bändern und einem neuen Agenten, der ihr diesen Deal besorgt hatte, nach Los Angeles, um die Londoner Produktion für den amerikanischen Markt zu justieren.

Man wohnte in Laguna Beach und arbeitete in Anaheim. Eine wundervolle Zeit, an einem der schönsten Orte der Erde. Im

Flieger zurück nach Frankfurt erfuhr sie aus der L.A. Times, dass man den Inhaber der Firma samt seiner Gattin, als Betrüger im großen Stil einkassiert hatte. Irgendwann wurden die IRS und das FBI auf Rocshire aufmerksam, die Firma wurde geschlossen und die noch vorhandene Masse beschlagnahmt. Wer mehr darüber wissen möchte, hier kommt der Link

[Rocshire Records – The Rise and Fall einer Plattenfirma]

Ihr Ausweg war eine Sackgasse. Treppenwitz: Irgendwie gelangten Exemplare der Platte doch auf den Markt – und sind heute echte Raritäten. So wie Caro auch schon iCDs von sich auf Ebay mit japanischer Banderole entdeckt hat, ohne je einen Cent dafür bekommen zu haben.

Um einige Erfahrungen reicher, behält Caro ihre Bilder und Begegnungen im Hinterkopf, als Inspiration für das was noch kommt.1988 geht es mit einem neuen Agenten, dem Hamburger Verleger George Hildebrandt weiter und es entsteht ein Soundtrack zu dem Zweiteiler „das Traumauto“, (Intercord) den sie unter dem Pseudonym Josy T. einspielt.

1991 folgt „Volcano“ (Virgin Records), Produzent: Lonzo Westphal, einer ihrer ersten Weggefährten.

Der junge Jura Student, der sich zunächst als Nachmieter für ihre Wohnung vorstellte, wurde 1992 Ihr Ehemann. Sie verkaufte ihr Elternhaus in Gießen und zog in ein schönes Haus südlich der Elbe, vor den Toren Hamburgs.

1994 kommt Tochter Saskia Lea zur Welt, 1999 ihr Sohn Leon Collin

2005 – Eternity läutete das Comeback ein

2005 erscheint Eternity unter eigener Regie, auf eigenem Label.

Musiker: Co Produzent und Gitarrist Martin Scheffler, Jean Jaques Kravetz Piano) Pascal Kravetz( Hammond) und Julien Kravetz (Drums) sowie Arnd Geise am Bass unterstützen sie nicht nur im Studio, sondern endlich auch wieder live.

Als Caros Mutter Lilly, ein Jahr später so schwer verunglückte, so dass sie nie wieder laufen konnte, übernahm Caro die Pflege für die nächsten Jahre, bis Lilly im Alter von 86 Jahren in ihrem Bett zu Hause, für immer einschlief. Der Tod der Mutter war der erste große unbeschreibliche Verlust und Wendepunkt in Caros Leben.

Auf einem Benefiz, in einer kleinen Kirche 2011, traf sie auf die Gitarristen Manusch und Enzo Weiss Die Melancholie der Sinto Musiker und Manuschs Ton berührten Caro zutiefst und schon am Tag darauf rief sie Manusch Weiss an. So entstand „Turning Point“, produziert von ihrem Gitarristen Martin Scheffler und Andreas Paulsen/ Piano. Bis auf It´s impossible“ sind alle Titel selbst geschrieben. Zu Hause, am Klavier. Verwurzelt, irgendwo zwischen Hamburg und Paris, erinnert die Melancholie der Trompete von Reiner Winterschladen, am Kontra Bass: Thomas Biller.

Skip Records ist der neue Partner an ihrer Seite. Ein feines Jazz Label, „ das Beste, dass ich je hatte“, nehmen sie mit „Turning Point “ unter Vertrag.

Balladen, alltägliche kleine Beobachtungen oder einfach nur ein Bouillabaisse-Rezept.

Zu jener Zeit unterzieht sich Caro einer elf Monate langen Interferon Therapie, da eine durch Blutkonserven erlangte Krankheit ihrer Leber stark zusetzte. Nach eineinhalb Jahren war sie das Virus los.

2013 – Turning Point wird mit dem Echo Jazz ausgezeichnet

Turning Point wird mit dem Echo Jazz 2013 ausgezeichnet. Als beste Sängerin National, erhält Caro Josée durch diesen Preis die nötige Aufmerksamkeit.

2015 endete ihre Ehe nach 27 gemeinsamen Jahren, 2016 folgte die Scheidung.

2016 erscheint Summer´s Ease, (Skip Records), ein sehr gelungenes Album, mit einem Flair von Cote d’Azur .

In den vergangenen Jahren folgen viele Auftritte durch die Republik, Österreich und Schweiz, 2022 veröffentlichte Skip Records die EP „Bitter Sweet“

Mit dem Caro Josée Quartett: Patrick Pagels: Jazz Gitarre – Tammo Bergmann: Schlagzeug – Steffan Diedrichsen : Piano/ Hammond / Bass tourt sie seit neun Jahren.

Mal sehen was noch kommt!